Drechselmesser – ohne geht’s nicht!

Die Kunst des Drechselns ist sehr alt und reicht bereits viele Jahrhunderte zurück. Während sich am Prinzip dieser Art der Holzbearbeitung relativ wenig getan hat, wurden Drechselmesser kontinuierlich optimiert und den zeitgemäßen Ansprüchen angepasst. Mittlerweile werden ordentliche Drechselmesser meist aus Schnellarbeitsstahl hergestellt, doch es kommen auch andere Metalle zum Einsatz.

Welche Eisen du wofür verwenden kannst und welche du am Anfang wirklich benötigst, erfährst du in den folgenden Zeilen!

Der Aufbau von einem Drechselmesser

Ein Drechselmesser, auch Drechseleisen genannt, ist das Werkzeug, mit welchem letzten Endes der Span vom Holz abgenommen wird. Geführt werden Drechselmesser entweder freihand oder gestützt auf der Handablage, immer mit der Bewegungsrichtung des Holzes zusammen. Je nach Hersteller sind die Griffstücke, Heft genannt, aus Holz, Aluminium oder Stahl. Einige von ihnen beschweren die Hefte sogar noch zusätzlich, um den beim Drechseln auftretenden Schwingungen besser entgegenwirken zu können. Denn nur mit einem ruhig geführten, scharfen Messer lassen sich präzise Konturen schneiden!

Scharfe Messer sind das A und O für gute Ergebnisse beim Drechseln

Einige Hersteller vertreten auch Systeme, bei welchen man lediglich ein Griffstück hat, und in diesem immer die gerade benötigten Eisen arretiert.
Persönlich bevorzuge ich einzelne, feststehende Drechselmesser, zerlegbare nehmen in der Werkstatt allerdings etwas weniger Platz ein. Am einfachsten ist es eh, nach Möglichkeit vor dem Kauf, die Drechseleisen anzufassen und bestenfalls auszuprobieren. So kannst du anhand deren Haptik das für dich angenehmste Griffstück auswählen.

Nun kommt der wichtigste Teil eines Drechselmessers, dem du bei regelmäßigem Gebrauch viel Aufmerksamkeit schenken musst.
Die Rede ist natürlich von der Schneide. Diese sollte so scharf aber auch so schnitthaltig wie möglich geschliffen sein. Hier gilt es einen Kompromiss aus Winkel und Schärfe zu finden, darüber hinaus spielt aber auch noch das Material eine riesen Rolle. Je härter der Stahl ist, desto seltener muss nachgeschliffen werden, ganz drum herum um das Nachschleifen wirst du aber dennoch nicht gelangen.

Das vermutlich am häufigsten verwendete Material für Drechselmesser ist Schnellarbeitsstahl, auch als HSS bezeichnet. Schnellarbeitsstahl zeichnet sich durch seine gute Schnitthaltigkeit, einfaches Bearbeiten sowie wirtschaftliches Preisgefüge aus. Des Weiteren kommen wird aber auch noch auf andere Stähle und Werkzeugstahl für die Herstellung zurückgegriffen.
Eine Besonderheit bilden noch einige Drechseleisen aus gebackenem Metall. Sie werden mit dem Attribut „powered metal“ angeboten und bestehen aus gesintertem Metallpulver, was eine hochfeste Verbindung hervorbringt. Ihre Schnitthaltigkeit soll allem Anschein nach ebenfalls sehr gut sein, noch habe ich aber mit solchen Eisen nicht persönlich gearbeitet.

Formen und deren Verwendung

Je nach Stelle, die man bearbeiten möchte, und wie man sie bearbeiten will, wird ein anderes Drechselmesser verwendet. Drechslergesellen benötigen für die Meisterprüfung fünf unterschiedliche Drechseleisen. Damit ist man auch fernab der Prüfung recht gut bedient, fast alle Formen lassen sich mit ihnen erreichen, Spezialmesser erleichtern die Sache oftmals nur.

Insgesamt sind vor allem 4 Formen von Drechselmessern stark vertreten.

Die Röhre

Bei Röhren handelt es sich um halbrunde Klingen mit Breiten von bis zu etwa 50 mm. Je nach Anwendungszweck unterteilen sich die Röhren nochmals in drei weitere Unterkategorien.

Den Anfang macht die sogenannte Schruppröhre. Sie kommt in der Regel als Erstes zum Zug, gerade zum Beispiel wenn das Werkstück erstmals noch in eine runde Form gebracht werden muss. Mit ihr lassen sich sehr gut größere Mengen Holz abtragen, wobei sie optimal bei eher weicheren Hölzern arbeitet.

Die nächsten Bearbeitungsschritte werden meist mit der Formröhre unternommen. Ihre Klinge ist nicht mehr so stark gewölbt, wie die der Schruppröhre. Größe sowie Blattdicke können stark variieren, mit etwas Zeit findet man so das für sich optimal passende Modell.
Die Formröhre ist eines meiner Lieblingseisen beim Drechseln, da sie so vielseitig einsetzbar ist. Fast alle geschwungenen Formen lassen sich mit ihr schneiden, und sofern die Schneide ordentlich geschärft wurde, kann man damit sogar recht gut Schlichten.

Die letzte Gruppe bilden die Schalenröhren. Bei ihnen handelt es sich um schmale Drechselmesser, welche meist aus einem Stück Rundstahl gefräst werden. Sie eignen sich, wie der Name ja schon vermuten lässt, gut um Innenflächen auszudrehen.

Der Meißel

Der Meißel gehört mit zu den Drechselmessern, was man am häufigsten in der Hand hält. Seine Hauptfunktion ist es, sowohl gerade, runde als auch gebogenen Oberflächen zu schlichten. Mit dem Meißel geschlichtete Oberflächen zeichnen sich meistens durch eine gute Oberflächengüte aus, weswegen man dazu lieber diese, anstelle der Formröhre verwenden sollte.

Die Klinge dieses Drechseleisens endet in einer Schräge. Der Punkt, an dem sich die Spitze befindet, nennt man fachgerecht auch genauso, nämlich „Spitze“. Das andere Ende der Schräge hingegen wird als „Ecke“ bezeichnet.
Erstere eignet sich beispielsweise sehr gut zum Abstechen, wohingegen die Ecke es ermöglicht, Rundungen in das Holz zu schneiden.

Meißel sind in zahlreichen Blattstärken und Größen erhältlich, weswegen es hier auch ein Weilchen dauern kann, bis man seinen perfekten Meißel findet.

Ein gutes Anleitungsvideo zum Schleifen gibts hier:


Das Arbeiten mit dem Meißel zählt jedoch zu den Maßnahmen, welche sich doppelt auszahlen. Wer hier übt, kann später einen Großteil der Arbeiten alleine mit diesem Drechselmesser bewerkstelligen.

Der Abstechstahl

Dieses Drechselmesser dient nur einem einzigen Zweck, nämlich dem Abstechen des Werkstücks beziehungsweise von Langhölzern. Aber auch ohne Abstechstahl kann man dessen Aufgabe ausführen, dazu wird einfach die Spitze des Meißels verwendet. Daher ist der Abstecher meiner Ansicht nach nicht so wichtig, gegebenenfalls sollte man das Geld lieber in andere hochwertige Drechselmesser investieren.

Der Plattenstahl

Sogar mit dem Plattenstahl können Werkstücke abgestochen werden. Doch davon abgesehen wird er verwendet, um tief liegende Platten zu schneiden, an welche man mit dem Meißel nicht gelangt. Ich persönlich nutze den Plattenstahl recht wenig, da ich vor allem mit dem Meißel sowie der Formröhre arbeite. Dennoch kann sich die Anschaffung lohnen, gerade wenn die Platte eben etwas tiefer gedrechselt werden soll.
Erhältlich ist der Plattenstahl in unterschiedlichen Ausführungen. Dieser sollte je nach Breite der Platte und Härte des Holzes ausgewählt werden.

Fazit

Die Drechselmesser haben eine entscheidende Aufgabe bei Drechseln und sollten dementsprechend mit Bedacht gewählt werden. Als absoluter Anfänger ist es sicher nicht verkehrt zunächst einen kompletten Satz Drechselmesser aus HSS zu kaufen. Damit bekommt man einen groben Überblick, was wie einzusetzen ist. Zudem ärgert man sich auch weniger, wenn bei den ersten Malen Nachschleifen nicht alles so läuft, wie man es geplant hatte. Diesen Punkt sollte man nämlich keineswegs außer Acht lassen, da Drechselmesser oft nachgeschliffen werden müssen!

Mit diesen beiden Sätze habe ich bereits selbst schon gearbeitet und möchte sie euch kurz vorstellen:

MyMAW Set aus HSS

Auch wenn das Set verhältnismäßig güstig ist war ich vollkommen damit zufrieden. Nur weil kein bekannter Hersteller drauf steht, muss das Werkzeug nicht zwangläufig schlecht sein. Insgesamt sind es 8 Eisen und es sind alle wichtigen Formen vertreten, als Anfänger reicht das dicke!
Die Klingen aus HSS sorgen für unkomliziertes Nachschärfen bei guter Schnitthaltigkeit.

Einziger Kritikpunkt meinerseits ist, das ich anfangs die Schneiden teils erstmal etwas nachschleifen musste, aber in diesem Punkt bin ich auch sehr anspruchsvoll.

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Crown Satz

Die Drechselmesser kommen mit Heften aus hübsch anzusehendem Palisanderholz und sprechen sowohl optisch als auch von den Leistungen an. Zwar kosten sie ein wenig mehr, aber wer wirklich hochwertige Eisen zu einem vernünftigen Preis sucht, der wird hier fündig!

Auch dieses Set beinhaltet alle ausschlaggebenden Eisen und noch weitere Spezialformen.
Das Arbeiten mit den Messern hat mir gut gefallen und ich war sehr angetan von deren Verarbeitung.
Die jeweiligen Klingen sind teils anders geschliffen als bei dem Set von MyMAW, doch als Anfänger spielt das erstmal eine untergeordnete Rolle.

Auch wenn ich die Eisen von Crown nicht so häufig nachschleifen musse, wie die von MyMAW, so kann ich beide Sätze uneingeschränkt weiterempfehlen!
Anfängern oder Gelegenheitsdrechslern würde ich den Satz von MyMAW nahelegen. Fortgeschrittenen Drechslern oder Leute, die das Hobby langfristig ausführen möchten und ausgezeichnete Qualität suchen empfehle ich hingegen den Satz von Crown.

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Servus, Jörg mein Name, passionierter Bastler, Werkler, Schrauber und natürlich Dreher ;)
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Jörg Eiberger
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